Predigtgedanken 15.06.2017
15. Jun `17
Fronleichnam
(A)
Zeigen, was satt macht
(Hans Hütter 2017)
Zu Fronleichnam zeigen wir das Kostbarste, das wir als Christen der Welt anzubieten haben. Die Hingabe Jesu, die für uns und für alle zur Nahrung wird, die wahrhaft satt macht. Diese wird jedoch nur von den Menschen erkannt, wenn wir sie selbst nachahmen.
Sich gesund ernähren
Gesunde Ernährung hat heute einen hohen Stellenwert. Möglichst bio, frisch, ausgewogen soll sie sein. Manche schwören auf vegan oder vegetarisch. Kochshows im Fernsehen sind beliebt, Kochbücher boomen. Mit Nahrungsergänzungsmitteln lassen sich gute Geschäfte machen. Man erhofft sich davon ein längeres und beschwerdenfreieres Leben.
Gekonntes Genießen ist ein wichtiger Lebensinhalt geworden. Die Angehörigen der Nachkriegsgeneration waren froh, wenn sie einigermaßen satt geworden sind und wenn man sich ab und zu etwas Deftigeres leisten konnte.
Anspruchsvoller sind die Menschen auch hinsichtlich der geistigen Nahrung geworden. Die Vielzahl der Medien ermöglicht ein unüberschaubares Angebot an Schriften, kulturellen Erlebnissen, Unterhaltung... Daneben gibt es ein reiches Angebot an Spirituellem. Wir sind uns bewusst: Nicht vom Brot allein lebt der Menschen. Der reiche Schatz der Religionen ist dank Globalisierung allen zugänglich geworden und ließ viele auf Entdeckungsreise gehen. –
Reicht das? Werden wir davon satt?
Das kostbare Vermächtnis Jesu
Am heutigen Feiertag wurde uns ein Abschnitt aus dem Johannesevangelium vorgetragen, in dem Jesus auf die Speise hinweist, die nach seiner Auffassung einzig und allein uns Menschen zu sättigen vermag. Voraus geht dieser Rede Jesu die Erzählung von der wunderbaren Brotvermehrung. Alle, die dabei waren, konnten essen, soviel sie wollten. Viele von ihnen wurden endlich wieder einmal satt, denn ihr Alltag war eher karg. Gerne hätten sie Jesus zum König gemacht. Dann hätten sie für immer genug zu essen gehabt.
Jesus verband mit seinem Wunderzeichen aber eine andere Absicht. Er wollte auf die Speise hinweisen, die uns Gott selbst reicht. Wer sich davon ernährt, werde nicht mehr hungern und werde davon nicht nur lange, sondern sogar ewig leben: "So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt." (Joh 6,50-51).
In dieser Rede nimmt Jesus voraus, was erst durch spätere Ereignisse verstehbar wird. Am Abend vor seinem Tod nimmt er Brot und Wein, segnet sie und gibt sie seinen Jüngern mit den Worten: "Dies ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, und dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird..." In diesem Brot und in dem Wein sieht er sein ganzes Leben zusammengefasst. Er hat ganz für das Reich Gottes gelebt und sich dafür verausgabt. Wie sie von dem Brot essen und von dem Wein trinken, so will er in ihnen sein und in ihnen weiterleben. Seine Lebenshingabe wird am darauf folgenden Tag noch einen Schritt weitergetrieben: Für das, was er den Menschen bringen will, wird er auch sein physisches Leben hingeben müssen. Jesus fordert seine Jüngerinnen und Jünger auf: "Tut dies ebenso, zur Erinnerung an mich!" Solche Hingabe wird die Menschen wahrhaft satt machen.
Das Besondere der Christen ist, dass sie füreinander leben, dass nicht jeder nur für sich sein Lebensglück sucht, sondern dass sich jeder auch für andere verausgabt. Freilich, manche tun es nur halbherzig oder gar nur zum Schein, aber das Ziel ist klar: Füreinander da sein, wie Jesus für andere da war. Die Kraft dazu empfangen sie und erwarten sie von Gott. Sie vertrauen darauf, dass er sie dabei nicht allein lässt und dass er diese Rechnung aufgehen lässt.
Zeigen, was wir anzubieten haben
Zu Fronleichnam gehen die Katholiken auf die Straße, um alle Welt auf diesen Schatz des Glaubens aufmerksam zu machen und vor allen Menschen Gott dafür zu danken.
In den letzten Jahren ist eine heftige Diskussion darüber entbrannt, wie weit man im öffentlichen Raum religiöse Zeichen zur Schau stellen darf. Ich halte es für sehr wichtig, dass das, was uns der Glaube schenkt, öffentlich zur Sprache gebracht und sichtbar gemacht wird.
In unserer Gesellschaft ist es ein selbstverständlicher Wirtschaftsfaktor geworden, dass für alles Mögliche geworben wird; für Lebensmittel etwa, oder für Medikamente. Im Wahlkampf wird auch für Ideen und Programme der wahlwerbenden Parteien geworben. Was der einzelne davon auswählt, ist seine Sache. Wichtig ist, dass ihm alles angeboten wird.
Sollten wir Christen nicht zeigen können, was uns heilig ist, was uns nährt, was für uns der Schlüssel zu einem guten Leben ist? Wir müssen uns hüten, dass wir Religion in dem Sinne zur Privatsache erklären, dass sie nur mehr in geschlossenen Räume ausgeübt werden darf.
Allerdings gilt es dabei auch, Regeln für ein gedeihliches Miteinander einzuhalten. Auch für die Werbewirtschaft gelten Regeln. Nicht erlaubt ist z.B. Negativwerbung. Andere Produkte dürfen nicht abwertend dargestellt werden. Wenn ein Produkt gut ist, wird es seine Käufer finden. Was sich nicht bewährt, wird wieder vom Markt verschwinden.
Jesus in seiner Hingabe nachahmen
Wir brauchen nicht die Konkurrenz anderer Religionen fürchten, solange wir von der Qualität des eigenen Angebotes überzeugt sind. Es braucht aber "Produktpflege". Mindestens ebenso wichtig wie das öffentliche Zeigen, was uns heilig ist, was für uns nährt und was wir der Menschheit anzubieten haben, ist das Einüben und Ausüben der Haltungen, die wir öffentlich preisen.
In jeder Eucharistiefeier rufen wir die Hingabe Jesu für die Menschen in Erinnerung. Sein Beispiel gibt uns die Kraft, auch füreinander zu leben. Aus dem Füreinander und Miteinander der Jüngerinnen und Jünger Jesu ist die Kirche entstanden. Sie hatte in den verschiedenen Epochen der Geschichte zeitweise großen Zulauf. Aus dem Nachahmen Jesu sind immer wieder Gesellschaftsformen entstanden, die sich sehen lassen konnten. Aus dieser Kraftquelle heraus die großen Herausforderung unserer Zeit zu bestehen und die unserer Generation zugemuteten Aufgaben zu bewältigen, ist unsere Berufung.
Mag. theol. Pater Hans Hütter, 15.06.2017
Mag. theol. Pater Hans Hütter

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Fronleichnam, ein österliches Fest
(Josef Steinle 2017)
Was beim Abschiedsmahl mit seinen Jüngern vollzogen hat, hat eine bleibende Wirkung. Er bereitet sie auf die Zeit nach seiner Erhöhung vor. Er sammelt die Jünger, "verwandelt" sie und sendet sie.
Ein österliches Fest
Fronleichnam ist ein österliches Fest. Vor seinem Leiden feiert Jesus mit seinen Jüngern. Wie kann man da feiern, angesichts des Todes. Er feiert, weil er bereits seine Auferstehung im Blick hat. Er feiert, weil er weiß, als der Lebendige, Verklärte kann er in den Gaben von Brot und Wein gegenwärtig werden.
Schauen wir einmal näher hin: Was will Jesus in dieser Stunde des Abendmahls?
Jesus sammelt die Jünger
Stellen wir uns vor: Jerusalem kurz vor dem Osterfest. In der Stadt mit etwa 40.000 Einwohnern sind 200.000 Pilger. Was ist das für ein Lärm, ein Trubel. So eine Menge verschlingt den einzelnen, zieht ihn hinein wie in einen Strudel. Der einzelne Mensch droht darin unterzugehen.
Aus dem holt der Herr seine Jünger heraus. Er sammelt sie in einem Saal, lässt sie zur Ruhe kommen, feiert mit ihnen das Mahl, schließt sie zu einer Gemeinschaft zusammen. Sie sollen nicht verloren gehen, sondern einen Halt haben, bei ihm, bei den anderen Jüngern.
Wenn wir auf uns hier schauen: In dem Trubel unserer Zeit könnte man untergehen. Was dringen Nachrichten auf uns ein, welch ein Schrecken, Krieg, Terror, Unfälle, Verbrechen usw. Wird immer schlimmer, habe ich den Eindruck. Wer sich fragt, wer bin ich, was wird aus mir, was soll ich in dem Chaos, könnte verzweifeln. Da sagt uns Jesus, in dessen Namen wir hier versammelt sind: Habt keine Angst. Ich bin bei euch, ich bleibe bei euch. Ich sammle euch als meine Gemeinschaft, in deren Mitte ich lebe. Bei mir kommt ihr zu euch selbst, bei mir findet ihr zusammen.
Jesus wandelt die Jünger
Zunächst nimmt Jesus während des Mahles das Brot in seine Hände, er sagt: Das ist mein Leib. Er nimmt den Kelch: Das ist mein Blut, das Blut des neuen Bundes.
Die Jünger empfangen diese Gaben, empfangen den Herrn in dieser Gestalt. Sie werden dadurch vergöttlicht. Das gibt es nirgends, in keiner Religion, dass Mensch und Gott eine solche innige Gemeinschaft eingehen.
Aus der Kraft dessen, was die Jünger empfangen, werden sie verwandelt. Die Verwandlung der Gaben setzt sich bei ihnen fort, sie können nicht mehr so sein, wie bisher. In der Fußwaschung hat er ihnen deutlich gezeigt, wie groß seine Liebe zu ihnen ist. Er erniedrigt sich zum Sklaven, lässt sie groß sein, erweist ihnen einen demütigen Dienst, damit sie sehen wie sehr er sie schätzt.
Und wenn sie von seinem Brot essen, aus seinem Kelch trinken, nehmen sie göttliche Liebe in sich auf.
Das gilt für uns hier und heute genauso. Die Jünger beim Abendmahl haben uns nichts voraus. Wir empfangen den gleichen Herrn und Gott wie sie. Wir genießen die gleiche göttliche Liebe. Das soll uns immer bewusst sein, wenn wir zur Kommunion gehen.
Jesus sendet die Jünger
Am Abend des Ostertages: der gleiche Saal, die gleichen Jünger, der gleiche Herr. Nach dem Horror des Karfreitags beginnt Jesus wieder mit den Jüngern. Er sagt: Der Friede sei mit euch - und wiederholt dieses Wort. Das bedeutet konkret: Ich verzeihe euch. Ihr habt mich im Stich gelassen, meine Gegner hatten leichtes Spiel, konnten mich verurteilen und hinrichten. Aber jetzt vergebe ich euch, bringe euch Frieden.
Dann haucht er sie an, empfangt den Heiligen Geist. Aus der Kraft dieses Geistes können sie in seinem Namen, in seinem Auftrag in die Welt hinausgehen, können die Frohbotschaft verkünden, können den Menschen sagen: Jetzt kommt Gott auf ungeahnte Weise zu euch. Jetzt können wir uns zu ihm an einen Tisch setzen.
Wenn die Jünger auftreten, ist es, als ob Jesus selbst auftreten und zu den Menschen sprechen würde.
Wer Eucharistie mitfeiert, wird ausgesandt. „Ite, missa est,“ hieß es früher am Ende der Messe. „Gehet hin in Frieden,“ ist daraus geworden. Wörtlich heißt es: Geht, ihr seid gesendet. Geht, tragt das in die Welt hinaus, was ihr hier erfahren habt. Geht und gebt Zeugnis von der Gemeinschaft, die Gott mit uns aufnimmt. Und wenn man es nur an euren Gesichtern ansieht, was ihr hier erlebt habt, reicht es schon.
Pater Josef Steinle, 15.06.2017
Pater Josef Steinle

Leib und Blut Christi - für dich gegeben!
(Martin Stewen 2014)
Spurensuche
Was tun wir hier und heute eigentlich? Was bewegt uns heute zur Feier dieses Tages? Warum begehen wir ein Fest, das ein wenig verstört, - dass sogar die Ökumene mitunter richtig stört? Was ist dran an Fronleichnam, an diesem Tag, der sowohl aus dem Leben unseres Glaubens wie auch aus der theologischen Reflexion so ganz schlecht zu begründen ist?
Das "Hochfest des Leibes und Blutes Jesu”, so die offizielle Bezeichnung, fällt stets auf den 60. Tag nach Ostersonntag. Seine Mitte ist natürlich die Feier der Eucharistie. In deren Anschluss erfolgt die Prozession, das Austragen des Allerheiligsten durch die Straßen unseres Dorfes. Eine zutiefst katholische Demonstration, wie es scheint. Konfessionelle Provokation lässt sich erahnen. Der Reformator Martin Luther etwa lehnt solche Fronleichnamsprozessionen dringlichst ab und schließt seine Mahnungen an die Menschen mit den Worten: "Darum hütet euch vor solchem Gottesdienst.”
Ohne Bibel
Auch verdanken wir dieses Fest keineswegs einem Christus-Ereignis, das uns die Schrift berichtet, oder einer anderen biblischen Überlieferung. Den Anstoß zur Feier dieses Festes lieferte die Ordensschwester Juliana ihrem Bischof von Lüttich: Sie berichtete im Jahr 1209, sie habe in einer Vision den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt war. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond das Kirchenjahr bedeute, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes des Altarssakraments. Der wesentliche Grund für die verbindliche Einführung unseres heutigen Festes für die ganze Kirche war dann wohl auch eher von handfester, kirchenpolitischer Natur: Es diente im Jahr 1264 dem damaligen Papst als Provokation und Verfolgungsgrund gegen all jene innerkirchlichen Gegner, die die leibhafte Gegenwart des Herrn unter den Gestalten von Brot und Wein leugneten.
Was wir also tun, tun wir nicht auf dem Fundament unseres Credos, tun wir nicht, weil es eine Konsequenz unseres Glaubens ist. Was wir heute tun, tun wir, weil es die Kirche seit fast 800 Jahren - mit Unterbrechungen - immer getan hat. Und da stellt sich dann die Frage: Kann man denn dann heute im Angesicht von Bemühungen in der Ökumene und um den Frieden zwischen den Konfessionen guten Gewissens so Fronleichnam feiern, wenn man bedenkt, wieviel Ärger dieses Fest ausgelöst hat, wie sehr es stören könnte?
Wir tun's trotzdem
Ich meine ja. Dazu ist notwendig, sich von sehr alten Vorstellungen und Gedanken, die diesem Fest angehängt sind, zu trennen und intensiver hinzuschauen, was für eine lebensspendende Bedeutung es auch für uns heute in sich trägt. Einen wichtigen Anstoß zu solch einer Veränderung der Sicht auf das Fronleichnamsfest lieferte vor recht genau 50 Jahren das Zweite Vatikanische Konzil mit der Konstitution über die Kirche, Lumen Gentium. Darin wird die Kirche gesehen als Volk, das sich um den Herrn versammelt durch die Zeit bewegt - und dabei schaut, was rechts und links am Weg, den sie geht, passiert. Die Kirche als pilgerndes Volk Gottes auf Wegen von bekanntem zu neuem Terrain, von vergangenen Zeiten in die Zukunft, von Gewohntem und Tradiertem zu Neuem und Unbekannten. Durch alle Zeiten hindurch sollte die Kirche darauf bedacht sein, die Zeichen der Zeit mit wachen Augen wahrzunehmen und sie im Licht des Glaubens zu deuten, wenn sie wirklich das sein will, was sie sein soll: lebendiges Zeichen, glaubwürdiger Hinweis auf die Zuneigung Gottes, die er uns versprochen und immer wieder hat erfahren lassen.
Es geht um dich
Genau das wollen wir auch heute ausdrücken, wenn wir uns mit dem Allerheiligsten auf den Weg machen: Wir schauen nicht herab auf irgendwas und irgendwen, wir schauen vielmehr zum erhöhten Christus hinauf und lassen uns von ihm für unser Leben inspirieren und bestärken. Wie einst das wandernde Volk Israel im Zeichen des Mannas Gottes Gegenwart spürte und daraus Kraft schöpfte für den eigenen Weg durch die Wüste. Wir wollen nicht abgrenzen und Terrain markieren und alles Weltliche religiös erneuern. Sicher finden sich in unseren Kirchen solche Tendenzen, sie sind aber höchst unzuträglich und schaden der Glaubwürdigkeit der Kirche.
Wir erleben in der Prozession, die wir gleich gehen wollen, auch, dass unser Glaube nicht nur an heiligen Orten stattfindet, sondern auch dort, wo alles Andere des Lebens vorkommt - mitten auf der Straße. Wir nehmen die Erfahrung auf, dass ein Glaubensleben keine Grenzen von Kirchenmauern kennt. Wir stellen fest, dass Heiliges und Weltliches nicht voneinander zu trennen ist, dass Christsein nicht mit dem Schlusssegen des Gottesdienstes endet. Dass der Christ, der seinen Glauben aus tiefstem Herzen lebt, alles Weltliche nicht nur angucken darf, sondern eben auch anschauen muss.
Einen Glaubensweg gehen
So feiern wir dieses Fronleichnamsfest nicht als Botschaft an andere Menschen, wir feiern es vielmehr für uns selbst. Wir werden auf uns selbst zurückgeworfen: Das Fest soll uns Kraftquelle und Ansporn sein für da ganze Leben. Was auch immer Juliana von Lüttich am Himmel gesehen hat, was auch immer Papst Urban für eine Kirchenpolitik im Sinn hatte, wir dürfen es darauf beruhen lassen. Zuerst geht es heute darum, zu erfahren, "dass der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern von jedem Wort lebt, das aus dem Mund des Herrn hervorgeht", wie es soeben in der alttestamentlichen Lesung hieß. Und das hat zuerst was mit uns selbst zu tun. Gehen wir dem gleich in Kopf und Herz nach, wenn wir mit den Füssen betend und singend über unsere Straßen gehen.
Dr. theol. Martin Stewen, 19.06.2014
Dr. theol. Martin Stewen

Christus bekannte sich zu uns, wir bekennen uns zu Christus
(Ludwig Götz 2013)
Christi Weg von oben nach unten
Was wir am Gründonnerstag nicht freudig genug feiern konnten, holen wir heute an Fronleichnam nach. Wenige Stunden vor seinem qualvollen Tod denkt Christus an die Seinen und an uns. Er setzt uns als Erben ein. Er schenkt uns sein Vermächtnis, damit es mit uns gut weitergehen kann.
Schon durch die Menschwerdung wollte Christus nichts anderes als mit uns in Verbindung kommen. Nicht wir müssen aus unserem Alltag auswandern, sondern Gott zieht in unser tägliches Leben ein. Das Irdische ist nicht von vornherein schlecht und von Gott gemieden. Im Gegenteil. Gott wertet das Gewöhnliche auf, wenn Christus die meiste Zeit seines Erdenlebens in der Familie und als Zimmermann verbringt.
Christus als Gottessohn scheute sich auch nicht, mit kranken und in Verruf gekommenen Leuten seinen guten Ruf zu belasten. Unser neuer Papst Franziskus nimmt diese Absicht Christi sehr ernst und sorgt für Überraschungen. Christus ging diesen Weg so konsequent, dass sein Kurswert in den Augen der Mächtigen auf den Nullpunkt sank und blutig endete.
Hier zeigte Christus, dass Gott völlig anders ist, als ihn sich die Menschen vorgestellt haben. Unser Gott, wie ihn Christus geoffenbart hat, will vielen Leuten bis heute nicht in den Kopf. Sie können nicht begreifen, dass der Allerhöchste im Kleid eines mittellosen Wanderpredigers und eines Gekreuzigten auftritt. Darum wird Jesus nicht müde zu betonen: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". Und: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14,6.9).
Christus setzt seinen Weg fort in der Eucharistie
Diese Richtung von oben nach unten setzt Christus fort bis zum heutigen Tag. Dafür hat er ein deutliches Zeichen gesetzt: Das Sakrament der Eucharistie. Gott steigt nicht nur herab in die Talsohlen unserer menschlichen Not. Er steigt noch tiefer und verbindet sich mit der Materie, mit dem Brot.
Gott wollte und will keinen erhabenen Platz einnehmen. Alle Unterschiede zwischen oben und unten wollte er überbrücken. Der große Schöpfergott wollte und will Ängste und Vorbehalte überwinden, damit wir uns auf ihn freuen und seine Liebe genießen. Er wollte sein wie Brot: unauffällig und gewöhnlich; nährend und unentbehrlich, wie nur die Liebe es kann.
Jesus hat nicht irgendeinen Gegenstand zum Anschauen ausgewählt, sondern Brot, das zum Essen da ist. Erst wenn Brot zerkaut wird, geht es über in unser Fleisch und Blut und schenkt uns neue Kraft. Die Speise ist so sehr unser Eigentum geworden, dass sie nicht mehr von uns getrennt werden kann. Genauso vollständig will Christus mit uns eins werden. Therese von Lisieux spricht von einem "Aufgehen ineinander."
Jesus hat Leiden und Kreuz auf sich genommen, weil er auch feindselige Menschen aus seiner Liebe nicht ausschloss. Mit gleicher Entschlossenheit will Jesus auch mit uns verbunden bleiben, auch wenn wir die Freundschaft mit ihm zu wenig pflegen.
Christus will sich durch nichts von uns trennen lassen. Kommunion meint tiefste Begegnung und innigste Einheit mit ihm. Kommunion ist die letzte Stufe der Menschwerdung Gottes. Gottes Weg zielt auf unser Herz. Gott ruht nicht, bis die volle Einheit mit ihm erreicht ist.
Eigentlich müsste dieses Geschehen viel mehr Lebensfreude und Ermutigung in uns auslösen. Wir könnten mehr davon erfahren, wenn wir uns besser darauf vorbereiten würden und wenn wir dieses größte Geschenk länger auf uns wirken lassen würden. Wir denken uns zu wenig hinein in diese Tatsache, dass Gott sein Leben für uns gibt.
An Fronleichnam bekennen und feiern wir, was das letzte Abendmahl, die Eucharistie und die Erstkommunion für uns bedeuten. Wir stellen das verwandelte Brot in den Strahlenkranz der Monstranz und gehen mit Christus durch die Straßen. Christus hat sich nicht gescheut, im Stall geboren zu werden und mit Armut, Krankheit und Alltagslast in Berührung zu kommen. Genauso wenig scheut er sich heute, in die Hinterhöfe menschlicher Not zu kommen und den grauen Alltag mit uns zu leben.
Christus hat sich zu uns bekannt unter allen Umständen. Fronleichnam ist der Tag, wo wir uns öffentlich zu ihm bekennen.
Pater Ludwig Götz, 30.05.2013
Pater Ludwig Götz

Predigten für zwei Altäre der Fronleichnamsprozession
(Max Angermann 2013)
Predigt zum Evangelium Mk. 6,34-44
Übermut tut selten gut - War Jesus übermütig, als zwölf Körbe an Nahrungsmittel überblieben?
Was Menschen einfällt: Eine amerikanische Zeitung berichtete vom großen Wettessen. Ein 32-jähriger Amerikaner schaffte es, hineinzustopfen, was Platz hat. Er gewann die Wette- und fiel kurz darauf tot um!
Schauplatzwechsel weltweit: Es gibt ca. 900 Millionen Menschen, die an Unterernährung leiden, wahrscheinlich sind sogar viele dem Tode nahe. Die einen begehen Selbstmord mit Messer und Gabel - nicht immer bei Wetten und plötzlich, sondern auf Zeit, die anderen gehen auch zugrunde. Wen interessiert das schon, kommt ja tagtäglich vor!
Das Evangelium bringt eine ganz andere Sichtweise: Jesus lädt ein, setzt keinen Preis fürs Wettessen aus, was er ja durchaus tun könnte. Die Vorbereitung zur großen Speise setzt Ruhe voraus, will einstimmen, was nicht so recht gelingen mag, denn es war ein Kommen und Gehen, wie das Evangelium berichtet. Auch hier sind Menschen in Not. "Sie haben keinen Hirten mehr!" (Mk.6,34). Menschen suchen Geborgenheit, sind auf Sinnsuche, voll von Unrast, damals und heute, wollen Orientierung. Die Jünger sind eingeladen, an diesem kommenden Geschenkwunder mitzuwirken. Ihre Bemühungen sind sehr begrenzt: Fünf Brote, zwei Fische für eine kaum überschaubare Menschenmenge. Menschen beginnen ihr Werk und Gott vollendet im Überfluss.
War Jesus übermütig, als zwölf Körbe an Nahrung überblieben? Diese zwölf Körbe verteilen sich gut auf die zwölf Jünger. Das ist aber hier nicht wesentlich, vielmehr zeigt sich Jesus als Gastgeber wie beim Letzten Abendmahl. Diese Szene erinnert aber auch an die Mannaspende in der Wüste (Dtn 8,3.16 und Ps 78,24). Man könnte aber noch einen anderen Aspekt anfügen: Das Brot ist der Himmel...
Das Brot ist der Himmel.
Wie Du den Himmel nicht alleine haben kannst,
musst Du das Brot mit den anderen teilen.
Das Brot ist der Himmel.
Wie der Anblick der Sterne am Himmel allgemein ist,
musst Du das Brot mit den anderen zusammen essen.
Das Brot ist der Himmel.
Kommt das Brot in Deinen Mund hinein,
nimmt Dein Körper den Himmel auf.
Das Brot ist der Himmel.
Ja, das Brot
muss man teilen.
(Kim Chi Ha, südkoreanischer Dichter)
Predigt zum Evangelium Lk 9,12-17
Die prekäre Menschenwürde
Das Evangelium enthält einen sehr bedenkenswerten Satz: "Gebt ihr ihnen zu essen!" (Lk 9,13). - Leicht gesagt, wenn Grundformen menschlicher Existenzweisen wie Kleidung, Wohnung, Nahrung durch Geld verdient werden müssen - in der Sprache heißt das Brotverdienst - mehr und mehr in Frage gestellt sind, wenn mit Lebensmittel spekuliert wird und Grundnahrungsmittel unverschämt teuer sind.
"Gebt ihr ihnen zu essen!" Wenn nichts vorhanden oder finanziell nicht leistbar ist, was kann der einzelne oder die Gemeinschaft tun? Wegschicken und betteln lassen? Den früheren Tatbestand des Mundraubs tolerieren, auf die Freigebigkeit anderer angewiesen sein oder Wunder erwarten? Wenn solche Überlegungen Platz greifen, kratzt das an der Menschenwürde.
Die Globalisierung, die Umbrüche in der Gesellschaft machen die soziale Frage immer mehr zum Thema. In der Teilhabe aller Menschen an natürlichen Ressourcen und sozialen Gütern besteht die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts, weil sie die persönliche Lebensgestaltung und die Würde des Menschen betreffen. In der Menschenrechtsdeklaration, in demokratischen Verfassungen ist die Würde des Menschen festgeschrieben. Ob sie auch praktisch sicher gestellt ist, scheint fraglich. Auch die Heilige Schrift spricht mehrmals davon. Gott haucht den Menschen göttlichen Atem ein, er macht ihn so zum Abbild. In der Taufe wird ebenso den Menschen königliche und priesterliche Würde zugesprochen.
"Gebt ihr ihnen zu essen!", sagt Jesus zu den Jüngern. Das wird wohl heißen: Strengt euch an, überlegt gut, dass alle an den irdischen Gütern teilhaben können, sucht nach gesetzlichen Möglichkeiten, dem einzelnen hilfreich zur Seite zu stehen und übt auch Barmherzigkeit.
Eine neue Wissenschaft
lass uns erfinden
Du
der Du das Leben willst
eine Wissenschaft für das Brot
Eine neue Technik
lass uns erfinden
Du
der du das Leben schaffst
eine Technik für das Brot
Eine neue Politik
lass uns erfinden
Du
der Du das Leben zeugst
eine Politik für das Brot
Eine neue Wirtschaftsordnung
lass uns erfinden
Du
der Du das Leben trägst
eine Wirtschaftsordnung für das Brot.
(Aus: Rotzetter Anton: Gott, der mich atmen lässt. Gebete des Lebens, Verlag Herder)
Dr. Max Angermann, 30.05.2013
Dr. Max Angermann

Dank für seine Gemeinschaft mit uns
(Bernhard Zahrl 2011)
Fest des Leibes und Blutes Christi
Vor etwas mehr als 60 Tagen haben wir inmitten der Karwoche den Gründonnerstag gefeiert. Wobei die Formulierung "gefeiert" vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist. Die Feier des letzten Abendmahls, bzw. der Einsetzung der Eucharistie war durchwegs schon vom Wissen um die Leidensgeschichte Jesu und den Ereignissen des Karfreitags geprägt. Mut hat uns in dieser Situation Jesu Versprechen gemacht, dass er seinen Leib für die Sünden der Welt und zum Sieg über den Tod hingegeben und uns in der Eucharistie ein Element lebendiger und bleibender Gegenwart geschenkt hat.
Heute feiern wir nun das Fest Fronleichnam, das Fest seines Leibes und Blutes. Es ist auch das Fest der Erinnerung an die Einsetzung des sogenannten Altarsakramentes am Gründonnerstag. Die Osterzeit ist zwar mit dem Pfingstmontag abgeschlossen, aber trotzdem kann Fronleichnam noch als österliches Fest bezeichnet werden und steht daher auch am Ende der Osterzeit. Und weil es gleichsam eine Fortsetzung der österlichen Ereignisse ist, der Botschaft von der endgültigen Überwindung des Todes und der Auferstehung Christi sowie der "Zusage seiner Gegenwart", dürfen wir heute hinausgehen und diese Botschaft zeichenhaft verkünden.
Erinnerung an Jesu Christi Sieg über den Tod
Was feiern wir? - Fronleichnam ist die Erinnerung an Jesu Christi Sieg über den Tod und die Zusage seiner Gegenwart. Wir feiern aber niemanden, der in einem Wettbewerb den ersten Platz erkämpft hat, wir feiern auch nicht jemanden, der einen anderen übertrumpft hat, sondern schlicht und einfach Jesus Christus, der für uns letztlich den Lauf der Welt verändert und dafür gesorgt hat, dass unsere "Geschichte gut ausgeht".
Fronleichnam richtet unseren Blick weiters auf die Tatsache, dass wir die Möglichkeit haben, - im Sinne von "communio" als Gemeinschaft - mit Gott und in Gott eins sein zu dürfen. Diese Gemeinschaft besitzt aber nicht nur die vertikale Dimension der Gottesbeziehung, sondern auch eine horizontale Dimension im Sinne der Verbundenheit der Christen miteinander.
Fronleichnam kann so zu einer Demonstration (vgl. "de-monstrare", Monstranz) für unseren Glauben an die Gemeinschaft mit Gott sein, der für uns den Tod überwunden und uns das künftige Leben in der Geborgenheit seiner Gegenwart verheißen hat. Die Prozession darf aber keinesfalls eine triumphale Demonstration gegen jemanden anders oder gar gegen ein anderes christliches Bekenntnis sein - gerade dies würde den "communio-Gedanken" von Fronleichnam ad absurdum führen.
So gehen wir hinaus, verkünden die Ereignisse von Ostern und danken wir für die Gegenwart Gottes mit uns - frei nach Thomas von Aquin: "Was du kannst, das sollst du wagen, ihm gebührend Lob zu sagen, hat kein Mensch genug getan."
Mag. theol. Bernhard Zahrl, 23.06.2011
Mag. theol. Bernhard Zahrl
Brot, Wein und Wasser
(Max Angermann 2008)
1. Altar:
Thema: Den Magen oder den Autotank füllen. - Brot oder Treibstoff?
Evangelium: Mt. 26,18-29
Im Vater unser beten wir: "Unser tägliches Brot gib' uns heute." Jesus konnte mit seinen Jüngern nur Mahl halten, wenn etwas zu essen da war. Diese Vater-unser-Bitte soll das Überleben gewährleisten. Brot schließt alle Nahrungsmittel ein. Ist diese Vater-unser-Bitte angesichts steigender Lebensmittelpreise für alle erfüllbar?
850 Millionen Menschen sind unterernährt, 2,2 Milliarden Menschen fristen teilweise ein erbärmliches Dasein unter dem Existenzminimum. Der Mensch greift stark in den Kreislauf der Natur ein, er pumpt Öl aus der Erde, was möglich ist. Fossile Treibstoffe ändern das Klima. Auf den Feldern wächst bereits weniger Saat, die Getreide hervorbringt, sondern Rizinus, der zu Biodiesel verarbeitet wird. Der Durst der Motoren wird gestillt, der Magen vieler Menschen bleibt leer. Die Agrarindustrie profitiert, der Kleinbauer wird vernichtet, Lebensmittelpreise erreichen Rekordhöhen, und einige freuen sich über hohe Gewinne auf Kosten anderer.
Hütet euch vor jeder Art von Habgier, denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund großen Vermögens im Überfluss lebt, so können wir sinngemäß bei Lukas lesen. Jesus prägt das Bild des Miteinander-Mahl-Haltens zu einem Bild des kommenden Gottesreiches. Jesu Menschenfreundlichkeit, ohne Berührungsängste hat ihm herbe Vorwürfe eingetragen. Miteinander Mahl-Halten heißt Beziehung aufbauen, einander vertrauen.
Weltweit hungern Menschen nicht nur nach der irdischen Nahrung, auch nach dem eucharistischen Brot. Durch teilweise hausgemachten Personalmangel wird es mit der Eucharistiefeier auch hier in Österreich immer enger. Personalmangel- Beziehungsmangel-Brotmangel!
Brot ist im Lauf der Geschichte zum Zeichen des Widerspruchs in der Welt und in den christlichen Kirchen geworden. Brot eint, Brot spaltet. Die einen - ein geringer Teil - weil sie genug davon haben, anderen wird es auch in der Kirche vorenthalten, mit dem Hinweis auf unumstößliche, nicht veränderbare Ordnungen.
"Sooft ihr es tut, tut es zu meinem Gedächtnis!" wird im Einsetzungsbericht verkündet. Wollen wir nicht doch noch auf diese dringende Bitte Jesu hören oder quälen wir uns weiter mit langatmigen Diskussionen, ob es ein recht auf Eucharistie gibt. Beten wir heute nicht so sehr um billigen Kraftstoff für unsere Autos, sondern um Brot, auch um eucharistisches Brot, das für alle bereit ist, ohne unerträgliche Personaldebatte.
2. Altar:
Thema: Von Brot, Wasser und Trinkwasserspezialisten
Evangelium: Mk. 6,34-44
In einer Tageszeitung fand ich ein Cartoon, vielleicht etwas zynisch in der Darstellung, aber doch unsere gegenwärtige Situation gut treffend: Ein Supermarkt "Gourmet foods" bietet Lebensmittel an: verschiedene Fleischsorten, Käse, Obst, Milch, Gemüse, Wein, Wasser und Brot. Bei den beiden letztgenannten Waren Wasser und Brot stand neben den hohen Preisangaben eine Tafel mit der Aufschrift: "Kredite noch günstig zu haben!" Vor den Regalen Menschen, die riesige Einkaufswagen vor sich her schoben, in denen kaum Lebensmittel lagen. Die Leute wirkten erstaunt, traurig, verärgert.
Wer am Existenzminimum lebt, auch hier in Österreich, für den besteht die Konsumwelt aus NO-GO-Areas, also aus vielen Verkaufsflächen, die man gar nicht betreten braucht, weil die Waren zu teuer sind, erstaunlicherweise werfen wir aber 83 000 Tonnen im Jahr davon weg.
Auch ums Trinkwasser ist es nicht gut bestellt. "Profit in Flaschen" lautete kürzlich eine Überschrift im Internet und die Hedgefonds- und Amateur-Trader als Meister schnellen Geldes polen ihr Kapital von Immobilien auf Rohstoff- und Nahrungsmittelverträge um. Wasser wird zur heißumkämpften Ware, um Öl führen wir bereits Kriege, hoffentlich nicht auch um das Wasser.
Auch in dieser Evangelienstelle geht es darum, Menschen mit Nahrung zu versorgen. Jesus bietet nicht Brot und Wasser zu günstigen Krediten an, sondern gibt im Überfluss. - 12 Körbe bleiben an Nahrungsmitteln über. Brot und Eucharistie sagen: Wer teilt hat mehr. Das Sakrament der Eucharistie steht auch für Solidarität. Jesus teilt nicht das Vorhandene einer kleinen Gruppe von Auserwählten, ihm Nahestehenden, er gibt allen Speise und Trank, er ist Quelle des Lebens. "Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, aus deinen Wolken wird die Erde satt. Du lässt Gras wachsen für das Vieh, auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er das Brot gewinnt von der Erde." (Ps. 104,12-14) Wasser ist Zeichen des Lebens. Durch den Klimawandel wird es zum Zeichen der Vernichtung, des Todes. Wasser ist Zeichen des Heiligen Geistes. Eingriffe in die Natur, die der Schöpfung und den Menschen nicht hilfreich sind, werden zum Ungeist des ungerechten Profits, zur Bedrohung für weite Teile der Menschheit.
Wasser und Brot in unseren Wohlstandsländern lange als selbstverständlich, vielleicht auch gering geschätzte Lebenselemente, bekommen weltweit wieder Bedeutung, sind für die Medien wieder zum Thema geworden. Wer teilt, hat meistens mehr vom Leben an Gemeinschaft, an Dankbarkeit, an Zuwendung. Wir brauchen auch in unserer Kirche "Trinkwasserspezialisten", die den Heiligen Geist aus trüben Wassern herausfiltern, aus den Wassern der Lethargie, der faulen Ausreden und der Killerphrasen, die den Sauerstoff des heiligen Geistes nicht zulassen.
Fronleichnam ist ein Festtag der Orientierung, welchen Sinn wir unserem Leben geben können, Fronleichnam ist ein Tag des Ausblicks auf das Ewige. Lassen wir doch durch den Geist Jesu, dargestellt im Wasser der Taufe, wirksam werden in Wirtschaft, Gesellschaft, in der Kirche, in unserem persönlichen Leben.
3. Altar:
Thema: Brot und Wein
Evangelium: Joh. 15,1-8
Zu einem guten Glas Wein, vielleicht auch mehrere, gehört eine solide Unterlage, oft genügt ein schmackhaftes Stück Brot. Sowohl Wein als auch Brot unterliegen einem langen anstrengenden Arbeitsprozess, bis wir sie genießen können. Ein alter Text aus Oberwallis (Schweiz) sagt:
Weizenkörner, Trauben, hört von unserm Glauben.
Wer nicht aufgerieben wird, wer sich das erspart, der bleibt hart, bleibt hart.
Weizenkörner, Trauben, hört von unserm Glauben:
Wer nicht in die Mühle fällt und leidet keine Not, wird kein Brot, wird kein Brot.
Weizenkörner, Trauben, hört von unserm Glauben.
Wer nicht in die Kelter fällt, wird auch nicht gepresst für das Fest, für das Fest.
In diesem Lied ist auch ein bisschen die Stelle des Johannes-Evangeliums verarbeitet. Wenn wir unser Leben mit Gott verbinden (im Bild des Weinstocks und der Reben), reinigt er es. Er pflegt unser Leben wie die Reben am Weinstock. Reinigen heißt hier: abschneiden, zurechtstutzen, was uns hindert, Früchte zu tragen. Abschneiden heißt Schmerzen haben, brennende Wunden spüren, aufgerieben werden, zerrieben werden, das ist Teil unseres Lebens, unseres Daseins. Das Leben macht uns klein, wir werden klein gemacht und machen auch andere klein. Manchmal wächst etwas in die falsche Richtung. "Hört von unserm Glauben", heißt es im Lied. Glauben ist nicht Kenntnis einiger Katechismuswahrheiten, sondern Verstehens- und Verantwortungsglaube. Glauben ist die Verbindung des Lebens mit Gott, wie es im Bild von Weinstock und Rebe dargestellt wird. Werden wir also Brot für die anderen und uns selbst, das nicht hart bleibt, an dem man sich die Zähne ausbeißt. So ein Brot wäre für eine Brettljause ungenießbar. Auch der Wein, der nicht ordentlich gärt, der nicht gut gepresst und gekeltert wird, eignet sich nicht für ein gemütliches Mahl oder für Feste.
Das Erste Testament (=Altes Testament) spricht vom Wein als Prüfstein: "Wie der Ofen das Werk des Schmiedes prüft, so ist der Wein eine Probe für die Zuchtlosen. Wie ein Lebenswasser ist der Wein für den Menschen, wenn er ihn mäßig trinkt. Was ist das für ein Leben, wenn man keinen Wein hat, der doch von Anfang an zur Freude geschaffen wurde? Frohsinn, Wonne und Lust bringt Wein, zur rechten Zeit genügsam getrunken." (Jes. Sir.31,26-28).
Bei der Hochzeit zu Kana verwandelt Jesus Wasser in Wein als Zeichen der Freude für das Festmahl. Am Abend vor seinem Leiden verwandelt er Wein in sein Blut für das ewige Festmahl als Zeichen der ganz innigen Beziehung zwischen Gott und Mensch. Wir brauchen viele solcher Trauben am Weinstock Jesu als Gemeinden, die ihre Beziehung zu Gott in der dichtesten Form, - der Eucharistie- leben und erleben können.
Dr. Max Angermann, 22.05.2008
Das Brot in der Monstranz
(Hans Hütter 2008)
Markenzeichen
"Schau auf die Marke!" lautete das Motto einer Werbekampagne. Erfolgreiche Produkte haben ein Markenzeichen, an dem man es sofort erkennen kann. Erfolgreiche Produkte werden aber auch gerne kopiert und in minderer Qualität als "no name" angeboten. Das Markenzeichen bürgt für Qualität. Die Firmen, denen sie gehören, pflegen und bewerben sie.
Mit jeder Marke ist ein bestimmtes Image verbunden. Die einen strahlen Exklusivität aus, andere Noblesse, wieder andere stehen für solide Robustheit oder für jugendliche Frische. Meist werden Markenzeichen mit bekannten Persönlichkeiten, Sportlern oder Schauspielern beworben, die einen Lebensstil präsentieren, den die Produktmanager mit ihrer Marke verbunden wissen wollen. Mit der Marke wird zugleich für einen attraktiven Lebensstil geworben.
Religiöse Markenzeichen
Auch Religionen haben Zeichen, an denen man sie sofort erkennt; Markenzeichen sozusagen, Halbmond und Kreuz zum Beispiel. Auch Religionen haben ein unverwechselbares Image, pflegen einen bestimmten Lebensstil und werden mit bestimmten Persönlichkeiten assoziiert.
Das Kreuz ist das Markenzeichen für das Christentum geworden. Als solches wird es verehrt und angefeindet. Eucharistie und Messfeier können wohl als katholische Ausprägung eines christlichen Images betrachtet werden. Auch sie sind in gewisser Weise Markenzeichen. Die Hostie repräsentiert nicht nur im theologischen Sinn Jesus Christus und seine Lebenseinstellung. Zeitgeistig gesprochen wirbt sie für seinen Lebensstil.
Am Fronleichnamstag gehen die Katholiken mit ihrem Allerheiligsten auf die Straße, um Jesus Christus und seine Lebensweise öffentlich zu zeigen und ihren Stolz darauf zu demonstrieren. Sein Markenzeichen ist das geheiligte Brot. Es steht für seine Hingabe an die Menschen. Es verspricht, alle Menschen satt zu machen, die sich seinen Lebensstil aneignen.
Das Brot in der Monstranz
Essen und trinken muss jeder. Und es ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit, dass jeder genug und in ausreichender Qualität zu essen und zu trinken hat. Gutes und gepflegtes Essen und Trinken ist zu einem Symbol für Lebensqualität und Lebensgenuss geworden.
Das Brot in der Monstranz weist aber darauf hin, dass Essen und Trinken allein nicht genügen, um unseren Lebenshunger zu stillen. Dieses Brot steht für Hingabe, verkörpert für einander da sein, Liebe. Das Brot in der Monstranz fasst zusammen, was wir Christen auf dem Weltmarkt der Weltanschauungen und Religionen anzubieten haben. Es de-monstriert, was wir in das Miteinander der ganzen Menschheit einbringen wollen.
Nicht Waffen und Kriege werden den Menschen dauerhaften Frieden bringen; nicht die Konkurrenz der besten Produkte auf dem Weltmarkt wird ihnen Zufriedenheit bescheren; nicht Wohlstand wird ihnen ein erfülltes Leben bereiten; nicht Wissen wird ihre Probleme lösen…
Jesus hat einen anderen Weg gezeigt, der zu jenem Leben führt, das wir in der Tiefe unseres Herzens ersehnen. Er ist zum Weizenkorn geworden, das stirbt und neues Leben bringt. Er ist zum Weizenkorn geworden, das sich zerreiben lässt, um Brot für das Leben der Menschheit zu werden.
Dieses Brot verehren wir - besonders am Fronleichnamstag. Dieses Brot zeigen wir voll Stolz allen Menschen. Dieses Brot ahmen wir aber auch nach in unserer Lebensweise als Christen.
Mag. theol. Pater Hans Hütter, 22.05.2008