Predigtgedanken 24.08.2014
Wer ist Jesus für mich?
(Norbert Riebartsch 2014)
Die richtige Antwort
Manche Menschen werden mit einem Satz berühmt. Denken Sie an Carmen Thomas mit ihrem Versprecher Schalke 05. Oder denken Sie im kirchlichen Bereich an das "Fringsen", den von Kardinal Frings nach dem zweiten Weltkrieg erlaubten Kohlediebstahl im geringen Umfang, um zu überleben. Ähnlich ist es mit Petrus. Sein berühmter Satz ist heute die Mitte des Evangeliums gewesen: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16).
Es war die richtige Antwort auf die Frage: "Ihr aber, für wen haltet Ihr mich?" (Mt 16,15). Sie bringt dem Fischer Simon dann auch eben diesen Namen ein: Petrus - der Fels.
Variationen der Frage
Ich will ganz positiv annehmen, dass Petrus diese Erkenntnis wirklich hatte. Er hat Jesus erlebt und gemerkt: Das passt alles zum Messias. So kann er dann auch sagen: "Du bist der Messias!"
Aber ich will uns als Gemeinde nicht sofort aus der Frage entlassen, die Jesus gestellt hat: "Für wen haltet Ihr mich?" Haben wir als Gemeinde eine Antwort, die alle unterschreiben können? Habe ich selber eine Antwort? Will ich die Antwort dann auch den anderen anbieten?
Die Antwort des Petrus war die richtige Antwort. Aber hätte es denn überhaupt eine falsche Antwort gegeben? Im schlimmsten Fall hätte Jesus nur sagen können: "Ich bin nicht der, für den du mich hältst." Wenn ich jemanden sage, wofür ich ihn halte, ist meine Antwort meine eigene Wahrheit. Meine Wahrheit kann korrigiert werden. Meine Wahrheit kann neue Facetten bekommen. Dann würde ich die Frage anschließend auch anders beantworten. Aber jetzt ist die Antwort aus ehrlichem Herzen so, wie sie ist.
"Für wen habt Ihr mich gehalten?" Wenn wir uns hier in der Kirche umschauen, können wir Antworten entdecken. Es sind Skulpturen da oder Bilder oder Mosaiken, die eine wichtige Szene aus dem Leben Jesu beschreiben. Es sind einzelne Worte, die als Kunst wieder auftauchen, von denen die Menschen damals sagten: "An diesen Satz wollen wir uns erinnern!" Ich kann jeweils Jesus sagen: "Sie haben dich damals für einen Heiler oder Lehrer oder Ermahner oder sonst etwas gehalten!" Im Betrachten kann ich dann auch spüren, ob es mich anrührt. Ist Christus dann auch wieder der für mich, der er damals für die Verantwortlichen in unserer Gemeinde war?
Sagen worauf es ankommt
"Du bist der Messias" - "Du bist Petrus, der Fels" auf diese beiden Sätze legt das Evangelium seinen Schwerpunkt. Die Evangelien sind ja aufgeschriebene Erzählungen. Der frühen Kirche war es also wichtig, davon zu sprechen. Sie erzählte von einem Jesus, der seine Sache in guten Händen wissen wollte. Sie erzählte den Zuhörern, warum es wichtig war, einen Nachfolger des Petrus zu haben.
Sie sagen nicht: "Du bist Petrus, weil du so toll bist." Sie sagen nicht: "Du bist Petrus, weil du dich nicht irrst." Im Gegenteil, die Momente des Scheiterns von Petrus werden genannt. Aber in Verbindung mit seinem Bekenntnis sagen sie: "Du bist Petrus, weil du in den entscheidenden Momenten spürst, was Gott will. Du bist Petrus, weil du für alle zusammenfassen kannst, worauf es ankommt."
In der Apostelgeschichte sind einige Erfahrungen, die Petrus gemacht hat. Paulus beschreibt in seinen Briefen mehrfach seine Erinnerungen an das Apostelkonzil. Dort wird mehr über die Inhalte berichtet als über die Form und das Auftreten des Petrus. Aber allen war klar: Petrus stellt sich diesem Auftrag als Fels. Er hat den Auftrag Jesu angenommen und das war für die junge Gemeinde gut und wichtig. Sie hat dieses Amt immer neu besetzt.
Meine/Deine Antwort
"Für wen hältst du mich?" Jesus stellt auch mir die Frage. Ich habe sie für mich beantwortet.
Und damit Sie wissen, was der Mensch glaubt, der hier vor Ihnen steht, sage ich es: Ich halte Jesus für [und nun folgt Ihr Zeugnis, liebe(r) Leser(in)]
Doch möchte ich im Moment die Antwort hier nicht sagen. Es soll für jeden von Ihnen offen bleiben, wie die eigene Antwort aussieht. Was ich aber sagen kann: Es ist gut, sich der Frage zu stellen und die Antwort in den Alltag zu bringen.
Pater Norbert Riebartsch, 24.08.2014
Pater Norbert Riebartsch

Hugstetter Str. 55, Pforte Medizin
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E-Mail: pater.norbert@uniklinik-freiburg.de
Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen
(Emmerich Beneder 2014)
Kennt jemand von uns eine Firma, die schon 2000 Jahre existiert? Ja, es ist die Kirche. Die Kirche lebt heute noch, weil es in ihr die Wandlung gibt. Das will ich am Beispiel von Simon Petrus aufzeigen.
Nicht auf Simon, sondern auf dem Fels Petrus wird Kirche gebaut
Aus dem Simon muss ein Petrus werden, nur dann ist er ein Fels, auf dem Jesus Christus seine Kirche bauen kann. Ich habe den Eindruck, dass Petrus ein Spiegelbild eines Christen ist. Auch in mir muss sich bei der Eucharistiefeier eine Wandlung vollziehen, wenn ich im Vollsinn Kirche, Tempel des Heiligen Geistes sein will. Bleibt die Wandlung unserer Gemeinschaft aus, dann werden wir zum Stolperstein und Ärgernis für viele Menschen. Die Kirche als Volk Gottes muss sich von den Menschen dieser Welt abheben. Der bekannte Theologe Gerhard Lohfink spricht von der Kirche als "Kontrastgesellschaft Gottes" (in: G. Lohfink, "Wie hat Jesus Gemeinde gewollt?" Freiburg, Verlag Herder 1982, S. 181ff). Unsere Kirche soll ein Zeichen für die Völker sein. Aus diesem Grund wird sie mit einer Stadt auf dem Berg verglichen, die weithin sichtbar ist.
Kirche ist ständige Wandlung
Ich habe einmal bei dem berühmten Jesuiten Johannes Lotz einen Meditationskurs besucht. P. Lotz sagte: "Bei der Wandlung des Petrus geht es letzten Endes auch um unsere Wandlung". Wie diese vor sich gegangen ist, hat er in dem Buch "Einübung ins Meditieren am Neuen Testament" (Verlag Knecht, Frankfurt a.M. 1965, S. 231ff) beschrieben.
Petrus trat am Gründonnerstag sehr selbstsicher auf. Jesus sagte am Ölberg zu seinen Aposteln "Ihr werdet alle an mir zu Fall kommen" (Mt 26,31). Doch Petrus erwiderte ihm: "Wenn alle an dir zu Fall kommen, ich werde niemals zu Fall kommen" (Mt 26,33). Merken wir, wie sich Petrus über seine Kollegen erhebt. Er betrachtet sich als Bester. Da sprach Jesus zu ihm: "Noch in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen" (Mt 26.34). Doch Petrus hört nicht auf die Worte Jesu. Er sagte zu ihm: "Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, so werde ich dich doch nicht verleugnen. Dasselbe sagten auch alle anderen Jünger" (Mt 26,35). Als Jesus verhaftet wurde, ergriffen die Jünger die Flucht und ließen Jesus im Stich. Von Petrus aber wird Schlimmeres berichtet: Er verleugnete dreimal Jesus, ehe der Hahn krähte, d.h. ehe die Nacht zu Ende ging.
P. Lotz sagte zu uns: "Stellt euch vor in dieser Nacht wurde Petrus zum Priester geweiht. Und gerade in dieser Nacht fällt er von seinem angeblich so sicheren Glauben an Jesus Christus ab. Vielleicht muss auch ein Christ eine ähnliche Katastrophe erleben, um aus seiner Selbstsicherheit herauszukommen".
Als dann im Morgengrauen der Hahn krähte, wurde der gefangene Jesus über den Hof geführt: "Da wandte sich Jesus um und blickte Petrus an" (Lk 22, 61). Dieser Blick traf Petrus zutiefst. Jesus sprach kein Wort, tadelte Petrus nicht. Dieser Blick der grenzenlosen Liebe Christi hat Petrus gewandelt. Er vertraut nicht mehr auf sich, sondern auf Jesus. Jetzt holt er sich Kraft von der Quelle der Liebe. Jetzt kann er Fels der Kirche werden.
Stellen auch wir uns dem Blick Jesu? Seine Liebe kann auch uns aus der Ichverfangenheit befreien. Kirche ist Wandlung. Sind wir wie Petrus bereit, sich von der unendlichen Liebe Gottes verwandeln zu lassen? Wenn unser Herz sich gewandelt hat, dann kann auch die Welt gewandelt werden.
Dr. Emmerich Beneder, 24.08.2014
Dr. Emmerich Beneder

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