Kontexte 12.08.2018
Schmücke dich, o liebe Seele
Johann Franck (um 1650), in: EG 218-
Schmücke dich, o liebe Seele, laß die dunkle Sündenhöhle,
komm ans helle Licht gegangen, fange herrlich an zu prangen!
Denn der Herr voll Heil und Gnaden will dich jetzt zu Gaste laden!
der den Himmel kann verwalten, will jetzt Herberg in dir halten.
Heilge Freude, tiefes Bangen, nimm mein Herze jetzt gefangen.
Das Geheimnis dieser Speise und die unerforschte Weise machet,
dass ich früh vermerke, Herr, die Größe deiner Werke.
Ist auch wohl ein Mensch zu finden, der dein Allmacht sollt ergründen?
Nein, Vernunft, die muss hier weichen, kann dies Wunder nicht erreichen,
dass dies Brot nie wird verzehret, ob es gleich viel Tausend nähret,
und dass mit dem Saft der Reben uns wird Christi Blut gegeben.
Gottes Geist nur kann uns leiten, das Geheimnis recht zu deuten.
Er ist das Brot
Eckart Bücken (1980), in: EG 228.
Er ist das Brot, er ist der Wein,
steht auf und esst, der Weg ist weit.
Es schütze euch der Herr, er wird von Angst befrein,
es schütze euch der Herr, er wird von Angst befrein.
Er ist das Brot, er ist der Wein,
kommt, schmeckt und seht, die Not ist groß.
Es stärke euch der Herr, er wird euch Schuld verzeihn,
es stärke euch der Herr, er wird euch Schuld verzeihn.
Er ist das Brot, er ist der Wein,
steht auf und geht, die Hoffnung wächst.
Es segne euch der Herr, er lässt euch nicht allein,
es segne euch der Herr, er lässt euch nicht allein.
Brich dem Hungrigen dein Brot
Martin Jentzsch (1951) in: EG 418
1.
Brich dem Hungrigen dein Brot.
Die im Elend wandern,
führe in dein Haus hinein;
trag die Last der andern.
2.
Brich dem Hungrigen dein Brot;
du hast's auch empfangen.
Denen, die in Angst und Not,
stille Angst und Bangen.
3.
Der da ist des Lebens Brot,
will sich täglich geben,
tritt hinein in unsre Not,
wird des Lebens Leben.
4.
Dank sei dir, Herr Jesu Christ,
daß wir dich noch haben
und daß du gekommen bist,
Leib und Seel zu laben.
5.
Brich uns Hungrigen dein Brot,
Sündern wie den Frommen,
und hilf, daß an deinen Tisch
wir einst alle kommen.
Unser täglich Brot gib uns heute
Martin Luther, Kleiner Katechismus. Das dritte Hauptstück: das Vaterunser. Die 4. Bitte.
Was ist das?
Gott gibt das tägliche Brot auch ohne unsere Bitte
allen bösen Menschen;
aber wir bitten in diesem Gebet,
dass er’s uns erkennen lasse
und wir mit Danksagung empfangen unser Brot.
Was heißt denn täglich Brot?
Alles, was not tut für Leib und Leben,
wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh,
Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut,
fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen,
fromme und treue Oberherren, gute Regierung,
gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre,
gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.
Warum zitterst du?
Aus: Martin Gutl / Wim van der Kallen, Du Quelle in der Wüste. Verlag Styria, Graz Wien Köln 1987.
Wir wissen, daß denen, die Gott lieben,
alle Dinge zum Besten gereichen.
(Röm 8,28)
Warum zitterst du
und läufst unruhig
von einem Menschen zum ändern,
um dich beraten zu lassen?
Was hält dich ab,
deine jetzigen Lebensumstände
als Botschaft Gottes anzuerkennen?
Warum siehst du nur
Widrigkeiten und Hindernisse
und nicht den Anlaß,
reifer und klarer zu werden?
Warum erkennst du
die Möglichkeit nicht,
den Auftrag deines Daseins
jetzt wahrzunehmen?
Gott gibt dir die Gewißheit,
daß alles einen Sinn hat!
Eucharistie
Aus: Karl Rahner Leebuch, hrsg. Karl Lehmann / Albert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien2004 (1982).
Dies kann freilich nur in kurzen Strichen skizzenhaft geschehen. - Die mit „Eucharistie" bezeichnete Wirklichkeit ist durch das Abendmahl Jesu grundgelegt (vgl. vor allem Lk 22,14—23 und 1 Kor 11,23—26). Dort gibt Jesus nach seinen Worten seinen „Leib" und sein „Blut" zum Genuß unter der Empirie des Empfanges von Brot und Wein. Der Sinngehalt dieser Handlung ergibt sich aus der Situation und aus den verwendeten Begriffen. Von grundlegender Bedeutung ist der Todesgedanke: Jesus nimmt bewußt sein Schicksal an und bringt es in Zusammenhang mit dem zentralen Inhalt seiner Verkündigung. Ferner versteht Jesus dieses Mahl eschatologisch als Vorwegnahme endgültiger Festfreude. Schließlich ist der Gemeinschaftsgedanke bei diesem Mahl Jesu konstitutiv, die Verbindung Jesu mit seinen Freunden und die Stiftung der Gemeinschaft dieser seiner Freunde untereinander.
Aus den verwendeten Begriffen ergibt sich: Nach dem semitischen Sprachgebrauch bezeichnet „Leib" die leibliche Greifbarkeit der Person Jesu; im Zusatz zum Brotwort wird Jesus als der Gottesknecht schlechthin ausgesagt (vgl. Jes 53, 4—12): Das „Blut" aber ist genauer präzisiert als das von Jesus zur Stiftung des Neuen Bundes (vgl. Jes 42, 6; 49, 8) mit Gott vergossene. Damit ist Jesus als blutig sterbender gekennzeichnet. Die Gaben sind also identisch mit dem den gewaltsamen Tod in freiem Gehorsam übernehmenden und darin den neuen Bund begründenden Gottesknecht Jesus. Die Identität zwischen der eucharistischen Speise der Kirche und dem Leib und Blut Jesu wird 1 Kor genauerhin bestimmt: Sie ist der von Jesus beim Abendmahl dargereichte Leib. Sie ist der gekreuzigte Leib Jesu, und so wird bei dessen Genuß der Tod Jesu als heilswirksam proklamiert und wirksam gemacht. Sie ist Fleisch und Blut des Erhöhten, durch dessen Genuß die einzelnen zur Gemeinschaft des einen pneumatischen Leibes Jesu Christi zusammengeschlossen werden. Die Bleibendheit dieser Speise in der Kirche und als die Speise der Kirche ergibt sich aus dem unmittelbar mit den Einsetzungsworten verknüpften Gedächtnisbefehl: „Tut dies zum Gedächtnis meiner selbst." Durch den Auftrag, weiterhin „dies" zu tun, ist gesichert, daß die gesamte Christus Wirklichkeit immer dort wirksam präsent ist, wo das Abendmahl von den Jüngern Jesu legitim vollzogen wird.
In diesem von Jesus selbst gewollten Nachvollzug des Abendmahles wird zugleich das blutige Opfer Jesu Christi am Kreuz gegenwärtig, weil ja Fleisch und Blut des leidenden und sterbenden Gottesknechtes als hingegeben und vergossen für „die Vielen" präsent werden und nur als solche nach der Stiftung Jesu selbst präsent werden können und weil diese Gegenwart des einen Opfers Jesu Christi unter einer liturgischen Opfer-Handlung der Kirche gegeben ist. Somit ist die Eucharistiefeier der Kirche immer schon wirkliches Mahl, insofern in ihr Leib und Blut Jesu Christi wirklich als Speise da sind und zugleich wirkliches Opfer, insofern das eine Opfer Jesu in der Geschichte bleibend wirksam ist und durch die liturgische Repräsentationstat der wesentlich geschichtlichen Größe „Kirche" in der Eucharistiefeier bleibend wirksam gemacht wird. Diese beiden Wirklichkeiten in der einen Eucharistiefeier können darum auch nicht völlig getrennt voneinander theologisch reflektiert werden; vergegenwärtigt werden aber auch Menschwerdung, Auferstehung und Erhöhung Jesu.
Jesu Pro-Existenz
Aus: Walter Kardinal Kasper, Barmherzigkeit. Grundbegriff des Evangeliums – Schlüssel christlichen Lebens. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2012.
Die Botschaft und das Auftreten Jesu weckten am Anfang Begeisterung; die Massen strömten ihm nur so zu. Doch bald kam es zum Umschwung. Seine Gegner warfen ihm vor, dass er am Sabbat Gutes tat (Mk 3,6; Mt 12,14; Lk 6,11) und dass er es wagte, Sünden zu vergeben. Wie kann ein Mensch so etwas sagen und tun (Mk 2,6f.; Mt 9,2f.; Lk 5,20-22)1 Ausgerechnet seine Botschaft und seine Werke der Barmherzigkeit weckten Widerspruch, galten als skandalös und brachten ihn schließlich ans Kreuz. Jesus antwortete mit harten Gerichtsworten. Denn die Gottesherrschaft ist die letzte und endgültige Chance; wer sie ablehnt, ist endgültig vom Heil ausgeschlossen. Man darf deshalb die Gerichtsreden nicht aus einem falschen Verständnis seiner Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes ausblenden und unterschlagen.19 In den Gerichtsworten geht es um einen nochmaligen dringenden Ruf zur Umkehr angesichts einer letzten Chance, welche Gottes Barmherzigkeit eröffnet.
Im Bewusstsein der Ablehnung seiner Botschaft und seines bevorstehenden gewaltsamen Todes zieht Jesus mit seinen Jüngern nach Jerusalem.20 Er weiß, dass er dort wie die Propheten vor ihm getötet werden wird (Lk 13,34). Vor allem steht ihm das Schicksal des Täufers vor Augen (Mk 6,14-29; 9,13). So ist er sich im Klaren, was auf ihn wartet. Jesus ist entschlossen, im Gehorsam gegenüber dem Willen seines Vaters und seiner Sendung auf dem Weg des Heils seines Volkes und der Welt bis zum Äußersten zu gehen. In einer Jünger-Belehrung spricht er von seinem bevorstehenden Leiden und Sterben. Zur Deutung greift er auf einen Gedanken zurück, der sich im zweiten Jesaja- Buch findet (Jes 53,10-12). Dort ist vom Gottesknecht die Rede, der die Sünden vieler trägt (Jes 53,12).
Dies war im alttestamentlichen Kontext ein schwer deutbares Rätselwort geblieben. Bei Jesus findet es nun seine endgültige Deutung und Erfüllung. Er sagt im Anschluss an diese Aussage, er als der Menschensohn sei nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (Mk 10,45). Er versteht seinen Weg als ein »muss«, das heißt in der Sprache der Bibel als göttlichen Willen, den er im Gehorsam übernimmt. So ist er entschlossen, nachdem seine Botschaft zurückgewiesen worden ist, den Weg des Leidens als Gottes letztes und äußerstes Angebot seiner Barmherzigkeit stellvertretend für sein Volk zu gehen. Als Simon-Petrus den Gedanken an Leiden und Sterben zurückweist, da weist Jesus seinerseits den Apostel hart zurück. Das »Du Satan« bringt mit nicht mehr überbietbarer Schärfe zum Ausdruck, dass Petrus nicht will, was Gott will und dass er damit Jesu Werk zu Fall bringen will (Mk 8,31-33; Mt 16,21-23; Lk 9,22).
Am Abend vor seinem Leiden und Sterben nimmt Jesus diesen Gedanken in den Abendmahlsworten nochmals auf. Dieser Gedanke ist sozusagen Jesu Testament, sein letzter Wille. So verschieden die Abendmahlsworte auch überliefert werden, so können wir doch feststellen, dass in allen Fassungen das Wort »für euch« (Lk 22,19f.; 1 Kor 11,24) oder »für die Vielen« (Mt 26,28; Mk 14,24) eine zentrale Rolle spielt. In der Lukas-Paulus-Fassung wird dieses Für-euch-Sein im Sinn des zweiten Gottesknechtslieds als stellvertretende Lebens- und Todeshingabe gedeutet. Damit bringen alle Abendmahls-Berichte zusammenfassend zum Ausdruck, was die Mitte seiner Existenz war, nämlich Jesu »Sein für uns und für alle«, seine Pro-Existenz. Das »Pro nobis« ist der Sinn seines Daseins und seiner Todeshingabe. Als solches ist es sinngebende und unaufgebbare Mitte aller neutestamentlichen Theologie.
Ich setze mich zur Lesung
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Ich setze mich zur Lesung
Ich höre (nicht)
Ich stehe auf zum Evangelium
Ich höre (nicht)
Ich setze mich zur Predigt
Ich höre (nicht)
Ich stehe auf zum Credo
Ich glaube (nicht)
Transparentes Fenster auf Christus hin
Aus: Bischof Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag, Freiburg Schweiz 2002.
Ein Schüler geht zu seinem Rabbi und stellt ihm die Frage, was denn Glauben heiße. Der Rabbi führt ihn zum Fenster und fragt ihn: «Was siehst Du?» Der Schüler antwortet: «Menschen, Häuser, Bäume und vieles andere.» Daraufhin führt ihn der Rabbi vor einen Spiegel und fragt ihn: «Was siehst Du jetzt?» Der Schüler antwortet: «Jetzt sehe ich mich selbst.» Darauf sagt der Rabbi: «Siehst Du, wenn Du Dein Leben lässt, wie es ist, schaust Du hindurch wie durch ein Fenster auf die ganze Welt, bis zu ihrem Schöpfer. Ist Dir aber das Glas nicht genug und legst Du nur ein bisschen Silber auf, so siehst Du nur noch Dich selbst.»
Diese rabbinische Legende verdeutlicht, was Silber im menschlichen Leben anstellen kann und warum Jesus im Reichtum eine derart große Gefahr für den Menschen erblickt. Reichtum und Silber verhindern den Durchblick auf die Welt und durch die Welt hindurch auf Gott, und sie verführen den Menschen zur Konzentration auf sich selbst, so dass er nur noch sich selbst sehen kann. Diese Gefahr besteht freilich nicht nur beim einzelnen Menschen, sondern auch bei der Gemeinschaft der Kirche. Sie ist dazu berufen, ein durchsichtiges Fenster auf Gott hin zu sein. Die Kirche gibt es letztlich nur, «damit Gott gesehen wird» und damit ein «Ausblick auf Gott entsteht»-°. Aber auch die Kirche steht immer wieder in der Versuchung, ihrem Fensterglas Silber anzulegen, so dass sie nur sich selbst spiegelt und dabei den Durchblick verliert.
Religion und Naturwissenschaften
http://www.profil.at/articles/1231/560/337248/anton-zeilinger-den-gott
Interview (Auszug) mit dem Quantenphysiker Anton Zeilinger: Herbert Lackner (Profil)
[...]
profil: Sie sehen die Gegenstände Ihrer Forschung nicht. Bleibt da nicht vieles im Bereich der Spekulation?
Zeilinger: Quantenteilchen sieht man nicht. Aber wir machen sehr präzise Voraussagen für experimentelle Resultate.
profil: Für Sie ist es ein Erfolg, wenn Ihre Messapparate an irgendeiner Stelle "Klick" machen. Sehnen Sie sich nicht manchmal nach etwas Optischem?
Zeilinger: Nein. Ich sehe den Unterschied nicht. Für mich sind meine Hände oder Augen Hilfsmittel meines Gehirns. Messgeräte sind genauso nichts anderes als die Fortsetzung meiner Sinnesorgane. Wenn Sie Experimente im Labor machen, und es macht "Klick", dann ist es unmittelbar, wie wenn Sie etwas mit der Hand angreifen.
profil: Und wann kommt da etwas Konkreteres, Anwendbareres raus als dieses "Klick"?
Zeilinger: Diese Frage höre ich hauptsächlich von Journalisten und von Leuten, die damit Geld verdienen wollen. Den "Normalbürgern", denen ich erzähle, was ich mache, reicht es, wenn sie sehen: Das ist interessant, es ist spannend, und da lernen wir was Neues über die Welt. Die gleiche Frage würden Sie ja auch nicht stellen, wenn Sie ein Schubert-Trio hören. Aber wir arbeiten konkret an weltweiter Quantenkommunikation mit Satelliten und am Quantencomputer.
profil: Sind Sie ein Anhänger der Urknalltheorie?
Zeilinger: Sie ist eine Möglichkeit. Aber es gibt auch die Theorie, dass es keinen Urknall gegeben hat, sondern dass sich das Universum immer wieder ausdehnt und dann wieder kollabiert.
profil: Der Kirche gefällt die Urknalltheorie, weil sie Platz für einen Schöpfer lässt. Irgendwer muss ja schließlich vorher auf den Knopf gedrückt haben.
Zeilinger: Das ist genau die falsche Argumentation. Wenn ich Anhänger der Urknalltheorie bin, dann gibt es kein Vorher, weil mit dem Urknall erst die Dimension der Zeit begonnen hat.
profil: Halten Sie es für möglich, dass Sie bei Ihren Forschungen eines schönen Tages an den Punkt kommen, an dem Sie sagen: "Jessas, da ist ja der liebe Gott!"
Zeilinger: Den lieben Gott kann man nicht entdecken. Das ist eine Frage des Glaubens und nicht des Wissens. Ich kenne ein paar Leute, besonders aus konservativen kirchlichen Kreisen, die meinen, man könnte Gott nachweisen. Das wäre aber das Ende der Religion. Dann wäre das In-die-Kirche-Gehen nicht mehr eine Frage des Glaubens, sondern des beinharten Kalküls.
profil: Gott ist nicht naturwissenschaftlich erfassbar?
Zeilinger: Nein, das ist er nicht. Die Frage ist: Wo gibt es in den Naturwissenschaften eine Rolle für Gott, die nicht im Widerspruch zu den Naturgesetzen steht - und nie stehen wird? Ich sehe sie dort, wo es grundsätzlich nichts Erklärbares gibt, etwa die Naturgesetze selbst, wie zum Beispiel die Schwerkraft. Denn warum gibt es Naturgesetze? Niemand weiß es, sie sind einfach da.
profil: Da kommt Gott ins Spiel?
Zeilinger: Das ist der Raum, den ich Gott geben kann, wenn ich ein gläubiger Mensch bin, weil er da nicht im Widerspruch zu den Naturwissenschaften steht. Aber das ist eine persönliche Entscheidung.
profil: Dieser Raum wird durch die Erkenntnisse der Naturwissenschaften ständig kleiner.
Zeilinger: Es geht hier um Dinge, die man nie wissen wird. An Gott zu glauben oder nicht ist für einen Naturwissenschafter genauso eine persönliche Frage wie für einen Laien. Gott kann nicht nachweisbar sein, aber er kann auch nicht nicht nachweisbar sein.
profil: Die Biologin Renée Schröder sieht das anders. Sie sagt: Die Wissenschaft hat sich vor 300 Jahren von der Religion befreit. Die Religion ist irrational. Glauben steht diametral zur Wissenschaft.
Zeilinger: Na ja, auch Frau Schröder muss einiges in ihrer Wissenschaft glauben, wie eben die Gültigkeit der Naturgesetze. Die kann man nie beweisen, höchstens widerlegen. Und Atheist sein heißt ja auch glauben - eben daran, dass es keinen Gott gibt. Auch das ist keine beweisbare Position.
profil: Glauben Sie, dass die Evolution zielgerichtet ist?
Zeilinger: Sicher nicht auf so naive Weise, dass es ein konkretes Ziel gibt. Allein dass die Naturgesetze - einschließlich der Evolutionsgesetze - so funktionieren, dass es so etwas wie Leben gibt, ist fantastisch. Das steht außerhalb der wissenschaftlichen Erklärbarkeit.
profil: Das könnte doch genauso gut Zufall sein.
Zeilinger: Aber da frage ich: Warum ist die Welt so, dass der Zufall so etwas produzieren kann. Wenn etwa das Planck'sche Wirkungsquantum viel kleiner oder größer wäre, dann gäbe es nicht annähernd die Möglichkeit, dass es Atome gibt. Und damit uns.
profil: Das Planck'sche Wirkungsquantum?
Zeilinger: Das ist die grundlegende Zahl der Quantenphysik, die auch festlegt, wie groß die Atombahnen sind. Eine Naturkonstante. Wenn ich nur sage "Zufall", dann verlasse ich die Ebene der wissenschaftlichen Erklärbarkeit.
[...]
Anton Zeilinger, 67
Er ist Österreichs Physik-Star, dem eine Fachzeitschrift schon einmal zutraute, zu den zehn Menschen zu zählen, die die Welt verändern könnten. Der gebürtige Oberösterreicher ist Vorstand des Instituts für Experimentalphysik an der Universität Wien.
Selbstmitteilung Gottes
Aus: Karl Rahner-Lesebuch, hrsg. von Karl Kardinal Lehmann und Albert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Wenn die Wirklichkeit des Christentums das ist, was man christlich mit Gnade zu bezeichnen pflegt, wenn Gnade Selbstmitteilung Gottes an die endliche Kreatur, Unmittelbarkeit zu Gott, Dynamik auf die Teilnahme am Leben Gottes als des über alle endliche und sterbliche Kreatur Erhabenen ist, wenn Gnade bedeutet, daß der Mensch trotz Endlichkeit und Schuld über alle weltlichen Mächte und Gewalten auch dort noch erhaben ist, wo er sie erleidet und ausleidet, wenn diese Gnade wegen des allgemeinen Heilswillens Gottes allen Menschen gegenüber immer angeboten und in allem wirksam ist, selbst dort noch, wo der Mensch sich ihr in freier Schuld verschließt, dann heißt dies doch alles zusammen, daß der Mensch im Grunde seines personalen Wesens der von Gott selbst Getragene und auf die Unmittelbarkeit zu Gott hin Getriebene ist, daß m. a. W. das, was wir Gnade nennen, die eigentliche Wahrheit und von Gott frei geschenkte Eigentlichkeit der transzendentalen Erfahrung der Offenheit des personalen Geistes auf Gott hin ist. Wenn Christentum in seinem eigentlichen Wesen Gnade sagt, Gnade aber die innerste Möglichkeit und Wirklichkeit des Empfangs der Selbstmitteilung Gottes im Grunde des Daseins ist, dann ist Christentum nichts als das Eigentlichste der transzendentalen Erfahrung, die Erfahrung der absoluten und vergebenden Nähe Gottes selbst als des von aller innerweltlichen Wirklichkeit Unterschiedenen, über sie Erhabenen und gerade so (auch in dieser absoluten Nähe) das heilige, anzubetende Geheimnis Bleibenden.
Ich setze dich
Aus: Ulrich Schaffer, Gott in der Weite meiner Fantasie. Edition Schaffer, Kreuz Verlag Stuttgart 2008.
Ich pflanze dich als seltenen Baum
in die Mitte meines Geistes.
Ich locke dich aus dem göttlichen Märchen
in die Wirklichkeit,
in die ich hineingeboren wurde
und die ich sterbend überwinden werde.
Ich erkenne dich
als die Frucht des Glücks
inmitten meiner Katastrophen.
Ich knüpfe dich zu einem dichten Teppich,
auf dem sich die Geschichten meiner Suche,
meines Zweifels und meines Glücks abspielen.
Siehst du den roten Faden, den blutroten?
Ich lasse dich Zeuge
meines Übermuts sein
und werde darin dein Bruder.
Die unzertrennlichen Zwillinge
nennt man uns.
Ich zeige dir das Licht,
das meinen Körper umgibt
wie ein Stück menschlicher Himmel.
In meinem Fleisch und Blut
schaffe ich dir einen Platz,
wo du deinen Hebel ansetzen kannst,
damit du sanft und über Jahrtausende
die Welt aus den Angeln heben kannst.
Ich sammle dich ein
wie die sprechenden Steine
an dem so stillen Ozean
vor meiner Tür.
Ich bekehre dich
zu unserer Menschlichkeit,
die bis an den Himmel reicht.
Und wenn es dich nicht gibt,
dann werde ich dich ins Leben lieben,
sodass du sichtbar wirst
in meiner Liebe zum Leben.
Das Erste, was dir dann begegnen wird,
wenn du die Augen aufmachst,
wird die Kraft eines menschlichen Traums sein.
Freundschaft
Aus: Glück ist Harmonie - und Harmonie ist Kunst. Mira Verlag, ohne Jahr.
Freundschaften sind wie alte Dächer.
Man muss sie ständig reparieren,
damit sie halten.
Ganz unten ist Gott nahe
Aus: Nicolaus Klimek; Elija - auch ganz unten ist Gott nahe. in: Deutscher Katecheten-Verein; Abraham & Co. München 2007.
Als [Elija] das klar wird [dass er bei der Tötung der Baalspriester nicht nach Gottes Willen handelte], schämt er sich, ja, er fällt in eine depressive Krise. Er wandert in die Wüste und will nur noch sterben. (...) Da lernt Elija Gott von einer ganz anderen Seite kennen. Gott hilft und ermutigt ihn durch einen Engel, der ihm Brot und Wasser bringt, aber auch Mut zuspricht. "Steh auf uns iss. Sonst ist der Weg zu weit für dich." Mit dieser Unterstützung schafft es Elija, die Wüste seiner eigenen Depression zu durchqueren. So zeigt sich für Elija der ganz große Gott gerade im Kleinen, gerade dann, als er selber ganz unten war, als sein machtvolles Showevent - zumindest für ihn selber - verpufft war.
Achtsam sein
Aus: Nicolaus Klimek; Elija - auch ganz unten ist Gott nahe. in: Deutscher Katecheten-Verein; Abraham & Co. München 2007.
Bin ich bereit, die Wüste ganz zu durchqueren?
Nehme ich Stärkung und Beistand auf dem Weg als Hilfe Gottes wahr? - Oder bin ich fixiert auf die vermeintlich besseren Zeiten und die "spektakulären" Zeichen?
Wage ich den Aufbruch, um neu auf mein Leben und meinen Gott zu achten? - Oder bleibe ich lieber im Schmollwinkel?
Lasse ich Gott Gott sein und auf seinem Weg in die Welt kommen? - Oder nehme ich Gottes Willen nur wahr, wenn er dem meinen entspricht?
Gott, ich bitte dich,
sende mir deinen Engel, wenn ich mutlos bin.
Lass mich achtsam sein auf dein leises Wort
in unserer lauten Welt.
Schenke mir deine Nähe in Wort und Weisung
für meinen Weg, damit ich auf-breche
in deine und meine Zukunft. Amen.
Nachtruf
Carola Moosbach in: Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegund Keul, Aurelia Spendel OP (Hrsg); Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag Ostfildern 2006.
Den Tag geweint
die Nacht geweint
und schwer im Mund
das Angstgewürg
den Tag allein
die Nacht allein
hab mich verirrt
im Schmerzenswald
und ruf Dich Gott
komm berge mich
die tausend abertausend Scherben
Träne Flüche Sterben-Wollen
komm in den Tag
komm in die Nacht
komm tröste und bewahre mich
Danke und Bitte
Petra Sträter in: Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegund Keul, Aurelia Spendel OP (Hrsg); Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag Ostfildern 2006.
Gott, ich danke Dir.
Du hast mir nur das zugemutet,
was ich ertragen konnte.
Mir die Augen geöffnet,
wenn ich zu sehr im Schicksal verharrte.
(…)
Ich bin nicht immer einverstanden
mit Deiner Planung.
Manchmal möchte ich woanders hin,
aber es ist gut.
Ich muss mich nur verlassen
abwarten,
was Du mit mir vorhast.
Engel der Wegzehrung
Aus: Maria Luise Thurmair-Mumelter; Boten des Lichts Aventinus Verlag 1990.
O brich auch uns das wunderbare Brot,
wie es dein Engel in der nackten Wüste
dem tief ermatteten Propheten bot,
dass er zu langer Wanderschaft sich rüste.
War er nicht müde deines Namens, Herr,
den zu bekennen ihm nur Drangsal brachte?
Trieb ihm die Angst nicht in die Wüste her,
dass ihm der König nach dem Leben trachtete?
Lag nicht die Last des Rufes, den er trug,
so qualvoll zehrend über seinem Herzen,
dass er hinsinkend schrie: "Es ist genug!
Nimm mich hinweg aus diesem Tal der Schmerzen!"
Der Engel aber stieß ihn in die Seite,
denn Gott befahl das Werk und nicht den Tod.
Doch ihm zu Häupten, dass es ihn geleite,
stand wie der Stern das wunderbare Brot.
Krise zu neuem Leben
Aus: Pierre Stutz; 50 Rituale für die Seele. Herder Verlag 2001.
Durchbruch
endlich gewagt mich anzuvertrauen
meine Schattenseiten anzuschauen
meine Verletzungen behutsam zu berühren
meine Wut auszudrücken
Endlich erahnen wie
du
mich durch diese Krise
zu neuer Lebenskraft begleitest
Bei dir ist die Quelle des Lebens